Nimm dir Zeit
– und nicht das Leben!
Joachim Hübel
Vor über 40 Jahren kam der Slogan auf: „Nimm dir Zeit – und nicht das Leben!“
In den Siebzigern (des 20. Jahrhunderts) hatten Warnsignale unsere Gesellschaft zur Einsicht gebracht, dass das neue, vom Fortschritt geprägte, technisierte Leben eine große Gefahr in sich birgt: Hektik. Und die verursacht Stress und stressbedingte Krankheiten (z.B. Herzinfarkt).
Um die Zeitgenossen in ihrem Beschleunigungswahn zu bremsen, wurde das Motto geprägt: Nimm dir Zeit – und nicht das Leben! - Nimm den Fuß vom Gaspedal! Denn wenn man von allem immer mehr hat und alles immer schneller geht, dann führt das keineswegs zu einer proportionalen Zunahme an Lebensqualität und Glück. Es gibt „Grenzen des Wachstums“ – auch für den Glücksfaktor.
Außerdem begannen viele zu merkten, dass materieller Wohlstand und Elektrogeräte nicht unbedingt Schlüssel zum Glücklichsein sind. Manche zogen damals radikale Konsequenzen, um eine Entschleunigung ihres Lebens zu erreichen: gestresste Manager „stiegen einfach aus“, kauften sich einen Bauernhof und begannen in aller Gemütsruhe Salat und Radieschen anzubauen – nach dem Motto: Zurück zum einfachen Leben. Ein Bestseller aus jenen Tagen trägt den Titel: „Die Kunst ohne Überfluss glücklich zu leben“ (Josef Kirschner). Andere begannen die spirituelle (übermaterielle) Dimension des Lebens und des Glücks zu entdecken …
Heute ist man noch ein paar Schritte weiter. Man weiß, dass Stress noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist! Als nächstes kommen Erschöpfungsdepressionen und der Burnout – und am Ende der Straße wartet die völlige Verzweiflung oder gar der Suizid.
Das Computer- und Medienzeitalter hat die Gefahr, ständig auf der Überholspur zu leben und seine Nerven zu ruinieren, geradezu potenziert. - Zeit für den Bestseller: „Die Kunst des rechten Umgangs mit dem PC, Handy, Smartphone, Facebook, TV …“ oder gar: „Die Kunst, den PC, das Handy, das Smartphone und das TV mal für eine Weile abzuschalten, um glücklich zu werden“. Und tatsächlich gibt es auch heute wieder „Aussteiger“, die ihre elektronischen Sklaventreiber einfach abschalten, um sich auf wahre Lebensqualität zu besinnen. - Sie nehmen sich Zeit – und nicht das Leben.
Dieser Spruch kann ja noch tiefer ausgelotet werden: Wer sich nicht Zeit nimmt für das Spirituelle, der verpasst jenes „Leben“, das Jesus verheißen hat: „Ich bin gekommen, damit sie das LEBEN haben und es im Überfluss haben.“ (Joh 10,10) – Denn nicht jeder der lebt, der lebt !
Wahres, sinnvolles und erfülltes Leben kommt allein von dem, der von sich sagte „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das LEBEN“ (Joh 16,4) – von Jesus Christus. Er kam im Auftrag seines himmlischen Vaters auf die Erde, um uns von allem zu erlösen, was uns das LEBEN raubt. Durch seinen Kreuzestod hat er jene Barriere durchbrochen, die uns an einer lebendigen Beziehung zu Gott hindert und von einem glücklichen, erfüllten Leben trennt. Wer auf Jesus vertraut (ihm glaubt) und ihn als seinen persönlichen Erlöser akzeptiert, der erfährt den Reichtum des von ihm verheißenen LEBENS schon hier und heute. Außerdem empfängt er für später, wenn sein Auftritt auf Erden beendet ist, das ewig währende LEBEN im Himmelreich Gottes. (Joh 3,16; 5,22; 6,51; 8,12; 11,25-27; Apg 17,23-31; Röm 10,8-13)
Das LEBEN, das Jesus seinen Anhängern durch den Heiligen Geist schenkt, muss allerdings genährt und gepflegt werden, sonst verliert man es wieder (Tit 3,3-7; Eph 1,13; 1.Petr 2,2).
Viele Zeitgenossen klagen: „Ich würde ja auch gern über spirituelle Fragen und über den Glauben nachdenken, doch ich habe leider keine Zeit.“ - Dass sie keine Zeit haben, das stimmt aber nicht. Denn wenn es unter dem Himmel eine gerechte Gleichheit gibt, dann an diesem Punkt: Alle Menschen haben gleich viel Zeit! In anderen Bereichen mag es vielerlei Unterschiede geben – z.B. in der gesellschaftlichen Stellung … in der Begabung … in der Bildung … oder in der Verteilung materieller Güter -, aber Zeit haben alle gleich viel, nämlich 24 Stunden am Tag – nicht mehr und nicht weniger.
Manche werden jetzt entrüstet rufen: „Ja, aber die vielen Verpflichtungen!“ – Wenn man diese Pflichten näher untersucht, dann zeigt sich in den meisten Fällen, dass es selbst auferlegte Lasten sind. Niemand hat sie dazu gezwungen, sich für einen Hausbau und zur Anschaffung eines Mercedes hoch zu verschulden. Dass daraus die Verpflichtung erwächst, für die nächsten 40 Jahre wie ein Ackergaul zu schuften, um die Kredite und die hohen Schuldzinsen zu tilgen, ist doch klar. Aber dann kann das nicht mehr als Ausrede benutzt werden. Jesus erklärte: „Niemand kann zwei Herren dienen … Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6,24)
Jeder hat also gleich viel Zeit, doch jeder nutzt sie anders. Die Zeit ist (ebenso wie das Ausgeben von Geld) ein Indikator (Anzeiger), der deutlich macht, wer wir sind, und um was es uns geht. - Sag mir, für was du deine Zeit (dein Geld) einsetzt, und ich sage dir, was dir wirklich wichtig ist. – Denn für das, was einem wirklich wichtig ist, hat man immer Zeit (und Geld)!
Und damit wären wir wieder an dem Punkt: Nimm dir Zeit – und nicht das Leben! – Denn wenn du dir nicht die Zeit nimmst, dann nimmt sie dir ein anderer! Beginne sofort damit, deine „Verpflichtungen“ zu reduzieren zugunsten dessen, was wirklich zählt. Gönne dir für das wirklich wahre Leben radikal Aus-Zeiten. Andernfalls könnte es für dich eines Tages heißen: Zu spät!
Eine Meditation zum Thema Aus-Zeiten:
Tage (Stunden) der Abgeschiedenheit und Stille
… Aufatmen … zur Ruhe kommen … sich besinnen.
Zeit zum Nachdenken …
Zeit, kreativ zu träumen …
Zeit zum Erkennen …
Zeit, mit Gott zu sprechen … zu beten … Ihn anzubeten …
Zeit, das Wort Gottes (Bibel) zu studieren …
Zeit, Erkenntnisse aufzuschreiben …
Zeit, Briefe zu schreiben
und Erkanntes mitzuteilen …
Zeit, Besuche zu machen … Beziehungen zu bauen …
Zeit, sich auf die „große Reise“ vorzubereiten …
… auf den großen Umzug in die andere Welt …
… oder auf die Ankunft des großen Königs …
Jesus Christus selbst gibt uns das Recht, immer wiedermal alles stehen und liegen zu lassen - für das Wesentliche, für das Spirituelle, für Ihn.
Denn das spirituelle LEBEN hat stets die Vorfahrt! Das Königreich und die Königsherrschaft Gottes hat absolute Priorität (Vorrang).
Jesus verheißt uns allen: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles – Essen, Trinken, Kleidung und was sonst noch nötig ist - wird euch hinzugefügt werden.“ (Mt 6,33) – Sein Versprechen gilt auch für dich!
Im Psalm 127,2 heißt es: „Vergebens ist es für euch, dass ihr früh aufsteht und euch erst spät niedersetzt und das Brot der Mühsal esst. So viel gibt er seinem Geliebten im Schlaf.“
Wir dürfen, ja müssen von Maria und Marta (Lk 10, 38-42) folgendes lernen: Es gibt genug „Martas“ in der Welt, die dafür sorgen, dass der Weltbetrieb läuft und „der Rubel rollt“. Die provokative Wahrheit der Bibel lautet: „Dem Sünder aber gibt er (Gott) das Geschäft einzusammeln und aufzuhäufen, um es dem abzugeben, der vor Gott wohlgefällig ist.“ (Pred 2,26)
Doch es gibt leider nur wenige „Marias“, die sich Zeit nehmen, dem Herrn zu Füßen zu sitzen und aufmerksam seinen Worten zu lauschen. „Marias“ wählen immer das „bessere Teil“ – nach der An- sicht des Herrn! Denn Jesus sagte nicht: „Ich bin gekommen, damit sie Arbeit in Fülle haben …“
Wer sich keine Zeit zum Leben nimmt … für ein LEBEN mit und für den Herrn, und sich obendrein weigert, Seine Erlösung und Königsherrschaft anzuerkennen, der ist wahrhaft ein Schmarotzer, ein Parasit, ein Schädling in Gottes Universum - und mag er noch so viel arbeiten und noch so viel Geld verdienen (weil er den Kragen nicht voll kriegt).
Doch wer sich Zeit nimmt, der findet das wahre LEBEN - hier und heute – und dort und dann. Außerdem macht er die Erfahrung, dass nach spirituellen Besinnungszeiten auch wieder die Arbeit „schmeckt“ … und gesegnet von der Hand geht.
© Joachim Hübel, Eckeltshof, Juli 2012
Opus Magnum – das große Werk
Weißt du wer du wirklich bist?
Was der Sinn des Lebens ist?
Ist es nur ein kurzer Traum,
schnell vergänglich wie der Schaum,
den das Meer ans Ufer treibt,
und von dem nichts übrig bleibt?
Schnell vergehen alle Tage,
und der Höchste stellt die Frage:
„Hast du deine Zeit gebraucht,
und mit off'nem Ohr gelauscht,
was mein Geist dich lehren wollte,
was du hier vollbringen solltest?
Oder hast du sie verschwendet,
warst vom Glanz der Welt verblendet?“
Nicht ein Werk mit deinen Händen
ist auf Erden zu vollenden!
Du bist selbst das Opus Magnum,
und brauchst heilsame Erfahrung.
Hier sollst du Erlösung finden
und dich neu mit Gott verbünden.
Was geschieht, das ist ein Spiegel,
Schicksalsschläge sind der Tiegel,
d'rin geschmolzen wird dein Streben,
zur Entschlackung deines Wesens.
Dann am Ende zeigt sich's klar,
ob du heilig, rein und wahr.
© Joachim Hübel - Okt. 2009